Denn ich bin Gott

 

Sie wollen mich nicht erkennen. Doch ich kenne Sie. Besser, als mir lieb ist und das seit Millionen von Jahren. Oder dachten Sie wirklich, die Achsenneigung der Erde, die überhaupt erst Leben ermöglichte und das Aussterben der Dinosaurier, das den Weg für Ihre Entwicklung frei machte, sei ein glücklicher kosmischer Zufall gewesen? Ich habe Ihnen geholfen, immer wieder. Da ein kleiner Stups, hier eine alte wiedergefundene Schriftrolle, eine scheinbar zufällige Erkenntnis, ein Apfel, der im richtigen Moment vom Baum fiel …
Ich war es, der die kleine Galaxis, die Sie Milchstraße nennen, am Rand meines Universums geschaffen hat. Intelligente Wesen aus vielen verschiedenen Rassen reisen hier durch das All, einige von ihnen sogar schneller als das Licht. Andere entwickeln sich noch, irgendwo zwischen der Steinzeit und der industriellen Revolution. In einigen einhundert oder eintausend Jahren werden sie ebenfalls den Raum befahren wie Sie heute Ihre Ozeane. Mein Universum ist ein Ort der Geburt, der Entwicklung, des aufblühenden Lebens und der Suche nach Wissen.
„Wie bei uns auf der Erde,“ sagen Sie?
Tatsächlich? Sie können sich und Ihre Mitmenschen gerne anlügen und tun das ja auch jeden Tag aufs Neue, aber nicht mich. Aus nichts als reiner Energie habe ich Sie erschaffen und so weiß ich, wer Sie wirklich sind. Auf den Millionen Raumschiffen, die in diesem Moment durch den Kosmos eilen, existiert nicht eine einzige Einrichtung, die Sie eine Waffe nennen würden. Weil eine Intelligenz, bevor sie den Raum beherrschen kann, zuerst einmal sich selbst beherrschen lernen muss. Unter den tausenden intelligenten Rassen der Galaxis sind Sie die Einzige, der es möglich ist, mit einem Lächeln und einem Glücksgefühl zu morden und die instinktive Tötungshemmung gegen die eigene Art, die jedes andere Lebewesen in meinem Universum besitzt, zu überwinden. Nur auf Grund von Worten, nur, weil Ihnen jemand sagt, dass ein anderes intelligentes Wesen die Auslöschung durch Sie verdient hat.
Jedes Jahr geben Sie Milliarden aus, andere Intelligenzen zu finden, aber gleichzeitig Billionen, um die einzige intelligente Art, die Sie kennen, umzubringen – sich selbst. Ich gab Ihnen die Fähigkeit, mich zu erkennen, doch Sie leugnen mich und fallen lieber im Namen von Göttern, die Sie sich selbst ausgedacht haben, erst vor ihnen auf die Knie und dann übereinander her. Das halten Sie offenbar für intelligent.
Mit der Meinung stehen Sie ziemlich alleine da. Trotz all Ihres selbst angedichteten Genius sind Sie ja nicht einmal in der Lage, sich eine blühende Zukunft auch nur vorzustellen. Wie wollen Sie sie dann erschaffen? Indem sie Gauklern, Wahrsagern, Versagern, Ideologen, Demagogen und Massenmördern hinterherlaufen? Selbst Ihre Visionen von der Zukunft sind von Tod und Zerstörung zerfressen, aus Ihren Filmen und Büchern schwappt Verderben wie Eiter aus den Wunden eines Pestkranken und verseucht das, was Sie „Phantasie“ nennen. Im Vergleich zu dem, was in Ihren Gehirnen vorgehen muss, ist jedes Schwarze Loch meines Universums ein Garten Eden!
„Es wird schon nicht so schlimm kommen,“ sagen Sie? Ja, haben Sie nicht mehr alle Latten am Zaun, dass Sie wirklich glauben, dass es erst noch schlechter werden muss, bis es besser wird? Dumm geboren, die Hälfte davon auch noch vergessen und nichts dazugelernt? (Bitte entschuldigen sie den Ton, ich war zu lange auf der Erde). Wer soll es denn besser machen, wenn nicht Sie selbst? Auf Ihrem Planeten sagt man: „Die Feder ist mächtiger als das Schwert.“ Offenbar reicht Ihre Intelligenz nicht aus, zu erkennen, dass sich Feder und Schwert schon längst vereinigt haben und Sie in den Untergang steuern.
Achtzig Jahre verpulvert für Waffen und Machtspiele seit dem letzten Weltkrieg! Hätten Sie, statt Atombomben zu bauen, möglichst tödliche Viren zu züchten, Hyperschallwaffen zu entwickeln, ja sogar mein Universum vor Ihrer Haustür mit Waffen zu verseuchen und bei allem wie Schafe, wenn es donnert, die Köpfe zu senken, Ihren Geist und Ihre Kultur entwickelt, würden diese außerirdischen Intelligenzen Ihnen heute auf Ihren Forschungsstationen auf dem Mond Besuche abstatten können und Ihnen bei der Besiedelung des Mars helfen. Sie hätten Ihnen die Tür zu ihrem Wissen geöffnet, Sie gelehrt, den Hunger auszurotten, die Krankheiten, ja vielleicht sogar den Tod.
Doch als Sie das Schießpulver erfanden und es einsetzten, um einander umzubringen, hat man aufgehört, Ihnen unerkannt zu helfen. Als Sie die erste Kernwaffe testeten, hat man Ihren Planeten verlassen und als Sie vor einem Jahr Ihren nächsten und wahrscheinlich letzten großen Krieg begannen, haben die Rassen der Galaxis die Erde unter Quarantäne gestellt.
Noch einmal zum Mitmeißeln für Steinzeitmenschen: ES KOMMT KEIN GOTT, KEINE E. T., DIE IHNEN DAS LEBEN WIEDER SCHÖN MACHEN! Niemand wird auf Ihre Rufe antworten, niemand wird Ihnen eine helfende Hand reichen und niemand wird Sie davor bewahren, sich gegenseitig umzubringen. Nur Sie selbst können das tun! Wann wollen Sie endlich damit anfangen?
Ihrem Planeten ist es egal, ob er eine Wüste oder eine zu Eis erstarrte Welt ist oder nach Ihren Maßstäben strahlungsverseucht oder steril und ob auf ihm Leben existiert oder nicht. Materie wertet nicht, sie existiert und das ist ihr einziger Zweck. Wie auch der des Universums, meiner Schöpfung. Dem ist es ebenfalls egal, ob es eine intelligente Rasse mehr oder weniger gibt.
Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie in den nächsten Monaten und Jahren ein paar mehr UFOs umherflitzen und ein paar zusätzliche Sterne am Himmel sehen werden. Das sind nur Raumschiffe, deren Besatzungen sich das Spektakel nicht entgehen lassen wollen, denn auch Außerirdische sind nur Menschen.
Falls es Ihnen ein Trost ist: In der Tragik Ihrer Vernichtung wird auch der ultimative Erfolg liegen, denn die Einschaltquote wird überall im Universum in die Billionen gehen, und damit den feuchten Traum der „Federführenden“ unter Ihnen, die die falschen Götter anbeten, ihnen ihre Seele, ihre Feder und sogar Ihre Kinder verkaufen, so lange nur die Kohle stimmt, endlich erfüllen.
So soll es denn geschehen. Denn ICH BIN GOTT, allmächtig, überall anwesend und unbestechlich. „Kausalität“ nennt man mich, der Name meiner Propheten ist „Ursache“ und „Wirkung“ und die Realität ist mein Engel mit dem Flammenschwert.

Er wird kommen und sein Zorn wird fürchterlich sein.

RHCSo, Januar 2024

 

Image by Stefan Keller from Pixabay