*** Ende ***

 

Zurücklehnen, entspannen … Weiß ich überhaupt noch, wie das geht? Wo sind die zehn Jahre hin, die zwischen dem ersten und dem letzten Wort der über eintausendfünfhundert Seiten dieser Geschichte liegen? Sie haben sich übrigens gerade durch gut zweihundert von fünfhundert Seiten des ersten Teils gekämpft. Meinen Respekt, Sie sind hart im Nehmen! Wahrscheinlich wird es irgendwann in Deutschland auch wieder Verlage geben, deren „sensitivity reader“ nicht notbeatmet werden müssen, nachdem sie das erste Kapitel dieses Romans gelesen haben. Es scheint mir zumindest wahrscheinlich (dass Wahrscheinlichkeitsrechnung nicht gerade meine starke Seite ist, sollte Sie nicht weiter stören).
Es würde eine Zeit des erneuten Aufbruchs sein, eine Zeit der Hoffnung und der Lebensfreude (wie viele hatten wir davon eigentlich schon? Und verdammt, muss dem auch jedes Mal ein Absturz folgen?), in der Autoren, Verlage, Kritiker, Buchmessen und Buchhandlungen wieder ihr Geld mit Büchern verdienen, statt mit der politisch korrekten Haltung. Vielleicht sogar eine, in der es wieder viele Menschen gibt, die (Bücher) länger als drei Minuten lang lesen können und die auch nicht zuvor eine Triggerwarnung brauchen, weil ihnen klar ist, dass ein Buch immer eine Fantasie ist, die ihnen im Gegensatz zur Realität nicht auf die Füße fällt. „Und der Mond ist aus grünem Käse,“ hätte Albina jetzt wahrscheinlich geschmunzelt. Aber wenn das Denken schon verboten ist, wird man ja wohl wenigstens noch träumen dürfen.
Auch wenn das noch eine Weile dauern wird – immerhin bewegen wir uns gerade wieder zurück ins Mittelalter – gehe ich mit dieser Hoffnung schwanger (Und nein, ich bekomme kein Baby, ich gehöre zu dem aussterbenden Teil der Menschheit, der noch weiß, dass Männer keine Kinder gebären können). Jedenfalls war die Geschichte der Menschheit schon immer ein Auf und Ab von kollektiver Dummheit, Herdentrieb und Realitätsverweigerung einerseits und revolutionärer, voranbringender gesellschaftlicher Intelligenz andererseits. Könnte es nicht stattdessen mal eine Herzenswärme-, Friedens-, Menschlichkeits-, Kritikfähigkeits- und Humorexplosion geben? Diese Welt braucht wirklich nicht noch mehr (in ihrer Opferrolle) erfolgreiche Leute. Sie braucht verzweifelt mehr Friedensstifter, Heiler, Wiederhersteller, Geschichtenerzähler und Liebende aller Art. Wo sind sie nur hin?
So zünde ich mir gelassen eine Zigarette an, suche mir ein schönes Schaukelpferdchen auf dem Karussell des kollektiven Irrsinns und sehe kopfschüttelnd zu, wie die Lemminge, dass Gewehr über die Schulter gehängt, den Kugelschreiber für die Kriegsartikel oder ein Plakat „Frieden schaffen mit noch mehr Waffen“ in der einen Hand, das Handy in der anderen, ein Selfi oder TikTok-Video machend, fröhlich singend über die Klippe marschieren, damit ihre Nachkommen auch eine Zukunft haben und nicht in der mit fünfundzwanzig Grad kochend heißen mitteleuropäischen Hitzehölle in Flammen aufgehen oder in der irgendwann vielleicht doch noch ankommenden Flutwelle der bereits seit dem Jahr 2013 abgeschmolzen sein sollenden Polkappen ertrinken.

Aber vielleicht kommt es ja doch anders, denn Sie wissen ja jetzt (und falls nicht, sollten Sie unbedingt das ganze Buch lesen, wenn es denn verlegt wurde):

Hoffnung ohne Zeit, die sie braucht für ihre Erfüllung, ist wie ein Baum ohne Wasser und Zeit ohne Hoffnung ein finsterer Kerker. So sind sie Liebende, die Zeit und die Hoffnung: alleine bedeutungslos, gemeinsam unbesiegbar.